Georg Brandner, der

„Schepfer, Schöpfer und Pilger“[1]

 

Mit diesem Band blickt der freischaffende Künstler Georg Brandner auf sein 45-jähriges Schaffen als Maler und Objektkünstler zurück. Er reflektiert hierbei unter den drei großen Themenbereichen „der Schepfer, Schöpfer und Pilger“ seine Arbeiten.

 

Der Schepfer und Schöpfer

Georg Brandner beschließt Ende 1976, sich auf den Weg der Malerei zu begeben. Originalität und leidenschaftliches Feuer formen auch den Entschluss, nach Paris zu gehen – eine Stadt, die ihn als Künstler transformiert und noch oft zurückkehren lässt. Der ständige Drang zu schaffen leitet bis heute seine Arbeit. Rot wie Feuer, begleitet ihn diese Farbe.

 

Transformation als permanenter Wandel; eine Einheit aus Idee und Komposition bekräftigt den Fluss des Schepfers Brandner.

So entwickelt sich in den folgenden Jahren eine künstlerische Idee, aus der sich durch kontinuierliches Schaffen eine Einheit und Fluss ergeben, die den gestischen und informellen Wert der Kunstwerke festigen. Als leitende Stilkomponente entsteht eine unverkennbare Art von abstraktem Expressionismus. Georg Brandner schöpft unaufhörlich produktiv – auf jeder Reise, entsteht seine Kunst.

 

So wird der Schepfer zum Schöpfer, kraft unverkennbarer Originalität, die sich aus dem Schaffensdrang entwickelt und positioniert.

Aus der feinen Einheit frei fließender Ideen schöpft Brandner auch aus dem Ganzen stilistischer Veränderung. Er dekontextualisiert sein malerisches Grundverständnis und entwickelt zur Malerei auch ein skulpturales Werk, das sich eigenständig unterstützend in das Œuvre eingliedert und integraler Bestandteil der Form und Materialverwendung Brandners wird. Die Verwendung verschiedenster Materialien ist als Erweiterung der Farbpalette des Künstlers zu sehen. Seine Collagen sind ein Mittel zum Zweck für die Malerei. Die Harz- und Lasurschichten ermöglichen dabei einen Blick ins Ungreifbare hinter der reinen Technik. So entsteht ein freier Blick ins malerische Grundverständnis des Künstlers.

So, wie auch die malerischen Werke des vielseitigen Künstlers unterschiedliche Schichten haben, die es zu entdecken, zu entschlüsseln und zu empfinden gilt, so ist es im Gesamtwerk eine Art von Außenseide, die sich durch Pigmente und vielgestaltige Lasurtechniken auf Leinwänden erstreckt oder in Ton, Metall sowie Glas und anderen Feststoffen als hochaktiver Zugang in die Kunst entdecken lässt. Es ist eine Art fein fließende Stofflichkeit, die den Blick ins Werk und die Geschicklichkeit lenkt, mit der der Künstler aus seinen Eindrücken ein Kolorit aus Licht und Komposition entwickelt.

 

Die Leichtigkeit von Bildgeschichten und Collagen alleine lassen so gesehen aber noch keinen vollständigen Blick auf die Tiefe und den Zweck der Arbeit zu, die Brandner als Schepfer und Schöpfer entwickelt.

Dazu findet eine Geschichte multikultureller Verbindung statt. Und fragt man nach dem Klebstoff, der die Fragmente zusammenhält, ergibt sich daraus ein Eindruck fruchtbarer Differenz, eine freie und offene Idee interkultureller Verbindung auf Basis frei lösbarer kulturbezogener Momente, verteilt auf den Kontinenten. Als Pilger durchquert Brandner die Welt, in der die Idee besteht, dass Kulturen und Grenzen fließend sein können. Je klarer diese Idee wird, desto mehr versteht man den abstrakten Gehalt der Arbeiten, die für geneigte Beobachter einen expressiven Zugang legen, ihre persönliche Idee davon zu bilden, was im Kern der künstlerischen Aussagen frei verborgen und über den Künstler hinaus in Entstehung ist.

Reflexion und eigene Verantwortung könnten die Werte sein, die tief in eigenständiger, persönlicher Auseinandersetzung mit dem Werk des Pilgers Brandner wurzeln. Es bleibt eine offene Frage, da ihr konkreter Gehalt als Idee permanenter Transformation nicht greifbar ist – die Kunst entwickelt das Leben selbst.

 

In Überleitung auf das Werk lässt sich am Beispiel „Glas“ ein Verhältnis zeigen, das in weiterer Folge in die gestalterische Ebene dieses Bandes einführen soll. Einerseits ist es sensibel und zerbrechlich, auf der anderen Seite robust und stabil. Spannung ist sein innerer Wert und dazwischen gibt es keine konsistente Einheit, die diese Komponenten miteinander verbinden kann. So bleibt lediglich die Transparenz dieses amorphen Vorgangs, um auch hier die Spannung und den Eigensinn der dargestellten Arbeiten als Einheit aus Werk (Schepfer), Inspiration (Schöpfer) und Vermittlung (Pilger) zu zeigen und in voller Entfaltung und Bescheidenheit darzustellen.

 

                                                                                                                                     Daniel Krammer


[1]   „Schepfer“ ist ein steirisches Dialektwort und bedeutet in etwa „passionierter Arbeiter“.